SEC-Championship IENA 09

Strahlendes Wetter, eine strahlende Siegerin, viele gute Ritte, ein einziges, zum Glück harmloses Stürzchen ins kühle Nass, fröhlicher Pferdewechsel, eine freundschaftlich-lockere Atmosphäre, spontane Helfereinsätze, gute Miene zum bösen Spiel der automatischen Bewässerung des Springplatzes - einfach alles nicht ganz so verbissen ernst und kompetitiv, wie sonst so oft an Sportveranstaltungen, das war die SEC-Meisterschaft 09 im IENA.


Jacqueline Spinner und TRW Harmony - SEC-Champions 2009

Fotos Silvia Belser

27.7.09/cam. Bei der internen Club-Meisterschaft des Swiss Eventing Club traten wie in den früheren Jahren auf der Hardwiese B1- bis Zweisternpaare in derselben Prüfung gegeneinander an in einem von SEC-Präsident Dr. Alfred Schwarzenbach ausgeklügelten Modus: Drei Stufen standen den Interessierten offen. Wer das B2-Programm ritt, hatte einen Springparcours von 100cm zu bewältigen, wer sich für das Einsternprogramm entschied, einen Parcours von 110 und wer sich an die Zweistern-Dressuraufgabe wagte, durfte zur Belohnung über einen MI-Parcours reiten.

Im von Peter Hasenböhler gestalteten 2350m langen Cross konnten durch Reiten schwieriger Varianten Gutpunkte herausgeritten werden und so die in der Dressur und im Springen angesammelten Strafpunkte abgearbeitet werden. Das geforderte Tempo wurde auch hier den Stufen angepasst. Es standen bei den 17 Hindernisnummern Im Cross manchmal zwei, manchmal drei Sprünge oder Kombinationsvarianten verschiedener Schwierigkeitsgrade zur Auswahl. Hier waren die Konkurrenten frei, zu reiten, was sie sich und ihrem Pferd zutrauten. Es gab durchaus B-Paare, die einige der schwierigsten Varianten ritten - und international erfahrene Paare, die zur Abwechslung einmal eine einfachere Variante bevorzugten. Beweis dafür, dass bei diesem Modus nicht einfach die international erfahrensten Paare Sieg und Klassierungen unter sich ausmachten, liefert die Rangliste. Das Siegerpaar hat Einstern-Erfahrung, auf dem zweiten Rang folgt mit Sven Betge ein sehr rotinierter Reiter auf einem ausgezeichneten Springpferd, das aber erst bis CNC* CC-Erfahrungen vorzuweisen hat.


2. Rang mit 41.35 Pkt.: Sven Betge und sein famos springender Wapper

Auf dem dritten Rang (44.8) folgt mit Adrian Ott und Della Casa sogar ein Paar, das bislang erst auf Stufe B1 aufgetreten ist

 


4. Rang mit 45.05: Nicolas Wettstein mit Nadeville Merzé - ein Paar mit Einsternerfahrung


5. Rang (47.35): Jenny Eicher mit ihrem talentierten Nachwuchscrack Garschino, der noch (kurz!) vor dem Sprung in internationale Prüfungen steht


6. Rang (52 Pkt.) Nadine Germann und Montan von Mecklenburg - ein bislang in Basisprüfungen vorgestelltes Paar, das aber beeinduckendes Potenzial für grössere Aufgaben zeigte


Erst im 7. Rang kommt mit Tamara Acklin und Lutine de Brenil ein Paar aus der Stufe 3, das bereits über erste Zweisternerfahrungen verfügt


8. Rang (56.15): Strahlefrau Kuki Schärer mit dem erfahrenen Make my Day


9. Rang (57.65): Karin Looser auf dem wieder knatterigen Santiago S


10. Rang (59.43): Jasmin Gambirasio mit dem routinierten Fiéro


11. Rang (63): Brigitte Peterhans auf dem zupackenden Little Lord


12. Rang (63.95) Jrina Giesswein mit der vielversprechenden Escuina


13. Rang (65.6): Sven Betge mit Zweitpferd Grand Slam


14. Rang (68): Adrian Ott und Matcho


15. Rang (71.01): Jasmin Gambirasio und Duke Of


16. Rang (81.3): Hansjörg Bigler und Caprio Wey


17. Rang (91.65): Tamara Acklin und Haya


18. Rang (95.95): Jrina Giesswein und Thunder


19. Rang (105.75): Kuki Schärer und Pinhead


20. (114.5): Tanja Widmer und Toquilla


21. Rang (115.1): Doris Weidmann und Ballyvoile


22. Rang (119.7): Jean-Louis Stauffer und L'Odyssée de Beaujour

Die Clubmitglieder waren aber auch frei, nur eine oder zwei der Teilprüfungen zu bestreiten oder zwischendurch den Piloten auszuwechseln. Somit konnte auch nach einer Elimination im Springparcours trotzdem ins Gelände gestartet werden - einfach als einzelne Teilprüfung.


Doris Weidmann und Loupiot


Jenny Eicher und Shadow


Nadine Kalt und Filing des Plaines


Philipp Kühne und Dalandos


Bettina Sartori und Ronda


Kuki Schärer und Orakos


Nicolas Wettstein und Kipcool de Soulac


Jean-Louis Stauffer und Gossip


Jacqueline Spinner und Henry the Eight

Dieser Prüfungsmodus, der in vergleichbarer Form auch bei anderen Vereinsmeisterschaften Anwendung findet, sprengt zwar die naturgemäss etwas engen und biederen Verbandsreglemente, hat aber viele Vorteile. So macht es Paaren aus Basiskategorien oft Spass, sich einmal mit arrivierteren internationalen Paaren zu messen und ihnen sogar ein Schnippchen zu schlagen. Aber auch die Möglichkeit, mit einem jungen Pferd nur mal eine oder zwei Disziplinen zu reiten auf der wunderschönen IENA-Anlage, wurde dankbar genutzt.

 

Daniel(a) Düsentrieb und seine/ihre Helfer

Ich musste die Erfahrung machen, dass man nie zu viele Helfer hat an einem Turnier. Wenn nur zwei ausfallen, mit denen man gerechnet hat, kommt man in die Bredouille. Und da ich auf Platz nicht Gelegenheit hatte, mich bei allen spontanen HelferInnen ausdrücklich zu bedanken, tue ich es auf diesem Weg und bitte alle um Weiterleitung unseres Danks. Schon morgens in der Früh musste Silvia Belser als Dressur-Schreiberin einspringen - wurde nahtlos zur Springsekretärin und dann zur Turnierfotografin. Alle drei Jobs machte sie brillant - tausend Dank! Opfer der ersten Stunde war auch Lia Giesswein, die sich, kaum angekommen und eh' sie sich's versah, schon mit Taschenrechner und Stift bewehrt beim Dressurzettel-Auswerten im originellen IENA-Jury-Bus vorfand - und das nach sooo wenig Schlaf - Danke! Knallhart war auch der Einsatz von Barbara Eibert: Dressurschreiberin, Zeitmesserin Springen, Sekretärin Cross-Jury - und das alles unter knappster Rettung vor dem Verdursten. Wir konnten angesichts der riesigen Distanz zum einzigen Verpflegungspunkt nur in unbefriedigender Weise für das leibliche Wohl unserer HelferInnen sorgen. Ich schlage vor, dass alle zum SEC-Jahresanlass eingeladen werden!

Auch die Zuschauer beim Springen, die sich spontan bereit erklärten, die im Parcours doch häufiger als angekündigt in den Sand purzelnden Stangen zurück in ihre Löffel zu stemmen, seien herzlich auf diesem Weg gepriesen. Danke auch an Rahel, die wir auf dem Weg zum Cross-Hügel um Hilfe baten und die von Philipp Kühne grosszügig von ihren sonstigen Pflichten entbunden wurde und nach einer 60-Sekunden-Einführung als perfekte Cross-Jurysekretärin wirkte. Und ohne die Kursteilnehmerinnen von Sven Betge hätte es mit der Zeitmessung nie geklappt. Es waren ja immer wieder zwei Reiter unterwegs, die von Peter Hasenböhler und Ali Schwarzenbach in der sengenden Sonne beurteilt und begutpunktet, von den Sven-Girls gemessen und von Rahel und Barbara notiert wurden. Auch Heinz Scheller will ich ein Kränzlein winden. Er amtete als Jurypräsident Springen, Parcours-Umbauer und schliesslich als Starter im Cross, der wie in der Formel 1 mit Fähnchen das Startzeichen gab, damit die 200 Meter entfernten Zeitmess-Ladys im rechten Augenblick den richtigen Knopf drücken konnten.

Und dass 20 Minuten nach dem letzten Ritt im Gelände die Preisverteilung im Paddock-Garten durchgeführt werden konnte, war weitgehend das Verdienst des Auswerterpaares Selma und Christian, die sich damit wohl selbst ein Ei gelegt haben: sie sind für nächstes Jahr nämlich bereits wieder engagiert!

Wunder der Technik
Gibt es etwas Beeindruckenderes als all die Dinge, die heutzutage automatisch gehen? Haben wir es nicht herrlich weit gebracht? Ist nicht dies vielleicht sogar der einzige wirkliche Unterschied zwischen Menschen und anderen Entitäten, dass bei uns bald alles und jedes elektronisch gesteuert und damit dem Einfluss Normalsterblicher entzogen ist? - Wie auch immer diese hochphilosophische Frage zu beantworten wäre, wir durften Zeuge werden eines solchen Wunders oder Schicksalsschlags, den man einfach andächtig hinzunehmen hatte wie frühere Epochen die Blitze und das Donnergrollen des Zeus. Wir waren im dichtgedrängten Zeitprogramm gerade mittendrin im Springen als wie von Geisterhand getrieben plötzlich Wasserfontänen über den Springplatz schossen und der eh schon guckrigen Ronda etwas die Lust am Hüpfen vergällten. Kein lebender - zumindest kein anwesender bzw. erreichbarer Mensch konnte an einem heiligen Sonntag, der sich durch die Abwesenheit aller Schlüssel, Codewörter und Geheimzahlenkombinationen auszeichnete, dem wilden Wassertreiben Einhalt gebieten. Hingebungsvoll beobachteten wir das Schauspiel der sich abwechselnden Fontänen bis dann, nach 20 Minuten, die uns wie eine Ewigkeit vorkamen, der Spuk vorüber war. Man stelle sich vor, wie banal neben diesem göttlichen Geschehen die früher üblichen Wasserschläuche waren, die jeder Dahergelaufene an- und abstellen konnte...

Hommage an IENA
Abgesehen von dieser kleinen Posse war es einmal mehr hinreissend, was diese einmalige Anlage namens IENA zu bieten hat für das Rösselerherz. Hier kann man nicht nur Turniere bestreiten und besuchen, man kann auch Ferien machen, Trainings und Kurse, wie Sven Betge mit seiner Schar von Jüngerinnen. Im Unterschied zu anderen Infrastrukturen ist IENA auch bestens unterhalten, immer im Schuss und good looking. Etwas Teures hinknallen ist eines, ihm über viele Jahre mit Liebe und Fachkompetenz Sorge tragen ein Zweites. Leider hat IENA bis heute keine Nachahmer gefunden in der Deutschschweiz, wo wir immer noch von den alten Militärplätzen Bern, Aarau und Frauenfeld zehren. Aarau hat zwar einen gewaltigen Schritt gemacht mit der tollen neuen Halle, aber aus CC-Sicht ist noch nicht sehr viel passiert. Ganz zu schweigen von Frauenfeld, das sich zwar seit Jahrzehnten grossspurig als 'Pferdesportzentrum' aufplustert, wo aber für den CC-Interessierten ausser dem zugegeben hübschen Teichli wenig bis gar nichts Brauchbares herumsteht, was man für ein intelligentes modernes CC-Training nutzen könnte. Die wenigen uralten Sprüngli sind neuerdings sogar noch mit wilden Ketten versperrt - wohl damit niemand in den verfaulten Baumstämmen einsinkt?

Es soll ja sogar immer noch Ostschweizer geben, die nie nach Avenches gehen, weil das dann doch zu weit weg sei - diese chauvinistisch-kleinkarierte Brett-vor-dem-Kopf Einstellung des früheren OKV-Präsidenten Hürlimann behinderte bereits vor über zehn Jahren das Verbandsengagement bei IENA. Man kann allen, die in der Ostschweiz irgendwo an einem Drücker sitzen, wo sie bezüglich CC-Infrastruktur etwas bewirken könnten, nur zurufen: Geht ins IENA, schaut euch das Ganze genau an, befragt den Schöpfer dieser so unschweizerisch grosszügigen Anlage, Jean-Pierre Kratzer - er kommuniziert auch bestens auf Deutsch - und dann lasst wenigstens ein klitzekleines Bisschen IENA in der Ostschweiz entstehen. Dank und Nachruhm wäre euch gewiss!